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Wachstumsschmerzen

Aktualisiert: 30. Juni


  1. Wachstum erfahren

Die Orientierung am Wachstum scheint evolutionsbedingt, gesellschaftlich sowie entwicklungsbedingt in uns verankert zu sein. Das Streben über sich hinaus zu wachsen, ist ein nicht zu unterschätzender Antrieb.

Ein gesunder Antrieb, der einer innewohnenden Lebensfreude gleichkommt.

Wachstum führt uns aus unserer Comfort Zone, über unsere Grenzen und in unvorstellbare Ebenen unseres bisherigen Seins.

Doch genau wie der körperliche Wachstum, kann das Streben nach "Mehr", nach "Verbesserung" oder "Optimierung" eine Schmerzlichkeit mit sich bringen, die nicht nur angenehm ist.

- Wachstumsschmerzen-


Was macht die bittersüße Erfahrung von Wachstumsschmerzen aus?


Genau das ist es, was ich hier explorieren möchte.

Wachstumsschmerzen fordern uns in jungen Jahren nicht nur körperlich heraus.

Über das körperliche hinweg, beanspruchen sie unser Fühlen und Denken.

Uns werden Dissonanzen- also Unterschiede zwischen dem wer wir sind und wer gerne sein möchten, bewusst.

Wir scheinen uns dann in dem sonderbaren Raum zwischen zwei oder mehr möglichen Wirklichkeiten zu bewegen, zwischen zwei Sein-Zuständen.

Dabei wissen wir manchmal nicht mal, was wirklich unser Antrieb für diese schmerzliche Erfahrung ist.


Denn oftmals wurzelt innerlicher Wachstum nicht nur aus der Orientierung an der Zukunft und der Gewahrwerdung des Moments (Lebensfreude), sondern ist angetrieben von der Flucht aus dem, was ist, oder dem, was war (Angst, Trauer, Scham). Es ist also die Reaktion auf die belastende Vergangenheit oder das unerträgliche Erleben des Seins.


Einfach zu Sein (anzunehmen was ist) scheint die größte Herausforderung für uns darzustellen.

Denn im Sein werden wir ständig mit der Frage der Akzeptanz konfrontiert - also dem, was wir in dem Moment festhalten wollen und was wir loslassen können.

Gedanken, Gefühle, körperliche Erfahrungen sowie unsere menschlichen Verbindungen ziehen uns in ihren Bann und fordern uns in diesem Prozess heraus.

Wie auch im Leben herrscht in uns eine Welt der Ambivalenzen:

Wir halten an der Vergangenheit fest und wollen uns doch fortbewegen.

Oder wir fürchten oder begehren die Zukunft und vergessen dadurch, dass wir erst den Moment erleben müssen, um die Zukunft zu gestalten.


Eventuell fühlen wir uns überwältigt von Gefühlen und Gedanken und drücken diese weg.

In unseren Wachstumserfahrungen sind wir deshalb immer wieder mit der Frage des Festhaltens oder Loslassens konfrontiert.

(Halte ich an Gedanken, Gefühlen, Menschen fest oder bin ich bereit loszulassen?)

Die Wachstumsschmerzen, die ich hier betrachten möchte, beziehen sich auf das Spannungsfeld des Loslassens und Festhaltens im Spektrum der Vergangenheit, des gegenwärtigen Moments und der Zukunft.

Dabei möchte ich im Blick behalten, wie wir im Prozess mit unserem weichen Kern im Kontakt bleiben, anstatt ihn durch das momentane Erleben zu verhärten.


2. Die Orientierung an der Vergangenheit

Wenn unser Antrieb für Wachstum aus der Flucht vor der Vergangenheit entspringt, kann es passieren, dass wir uns im Gefühl des 'Flüchtens' oder des 'Festhaltens' verfangen. Wir sind nicht im Moment, da wir vom Pol der Vergangenheit zum Pol der Zukunft flüchten. Dabei vergessen wir, dass der Nährboden des Wachstums im Hier und Jetzt - dem Raum dazwischen - liegt.


Wir können keinen Garten bepflanzen, ohne uns jeden Tag um ihn zu kümmern. Das bedeutet, sowohl die Pflanzen zu pflegen, die schnell wachsen, als auch diejenigen zu betrachten, die die Köpfe hängen lassen.

Führen wir die Metapher weiter aus, so ist der Nährboden des Wachstums nicht richtig gesättigt. Wir düngen mal zu viel, pflegen dann zu wenig, missachten oder verleugnen Pestizide, die wir beifügen, und zeigen keine Regelmäßigkeit in unseren Versuchen der Wachstumspflege.

Dadurch steigert sich die Frustration, und das Hinstreben zu dem schönen Garten wird anstrengend, mühsam und verliert an Freude. Der Grund dafür ist, dass wir nur die verbrannte oder durchtränkte Erde wahrnehmen, die wir zum Teil voller Scham, Angst, Wut und Trauer betrachten. Oder wir haben uns so sehr vor diesen Themen verschlossen, dass wir diese gar nicht erst bemerken und stumpf auf die Erde schauen, von der wir behaupten, dass in ihr nichts wachsen kann. Wir sehen uns und die Erde als Problemträger:innen, in denen nichts wachsen kann, egal wie sehr wir es wollen.

Dabei stellt sich die Frage, wie ehrlich sind wir mit uns selbst?

Sind wir uns gewahr, wie sehr unser Denken unser emotionales Erleben und unsere Selbstwirksamkeit beeinflusst?


Wachstumsschmerzen sind dementsprechend nicht mehr und nicht weniger, als das Verweilen im Festhalten sowie der bittersüße Prozess des Loslassens, von dem wir wissen, dass er geschehen muss.

3. Der richtige Nährboden

-Wie kommen wir zu dem Gefühl des Wachstums und der Lebensfreude?-

Eine Frage, die natürlich sehr komplex ist, die ich aber versuchen möchte, kurz aus meiner Perspektive zu beleuchten.

Die süßschmerzliche Erfahrung des Wachstums offenbart sich im tagtäglichen Erleben des Moments.

Das Bemerken der kleinen Fortschritte und die Anerkennung, dass wir trotz Stillstand den Garten besuchen und achtsam nachschauen, laden uns dazu ein, Veränderung nicht nur zu bemerken, sondern sich dieser gewahr zu werden.

Mir ist bewusst geworden, dass Wachstum aus dem Wert der Selbstverantwortung und dem verinnerlichten Glauben oder der Hoffnung wurzelt, dass wir Potenzialträger:innen und Wachstumsgestalter:innen sind.






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