top of page
  • AutorenbildS.

Sanftmütigkeit

Die letzten Wochen haben mir erneut gezeigt, dass hinter dem Prozess Wachstum zu gestalten, ein besonderer Wert liegt: die Sanftmütigkeit


Ein Begriff, der treffend beschreibt, was es braucht.

Sanftheit, sich selbst und anderen gegenüber, die wir alle in unsichtbaren und nicht greifbaren Wachstumsprozessen sind.

Mut, diesen Weg kontinuierlich zu wählen.


"Sanftmut bezeichnet dabei nicht nur eine Weise des Verhaltens, sondern mehr noch eine Beschaffenheit der Gesinnung" - Bollnow, Die Tugend der Geduld


Sanftmütigkeit ist für mich gleichbedeutend mit der Einstellung, die Wachstumsorientierung kontinuierlich zu wählen.

Natürlich ist das nicht leicht.

Manchmal wird sie wie im Nebel verschleiert und dann will die Härte oder auch eine Leistungsorientierung übernehmen.


Für mich fühlt sich das dann so an, als würde ich halbblind durch den Nebel fahren müssen.

Ich möchte eigentlich vorsichtig und achtsam mit mir und dem Weg vor mir sein, doch der harte Teil in mir reißt das Steuer an sich. Er scheint zu wissen, was diese Situation von mir verlangt und spricht lauter als die Sanftmütigkeit in mir.


Die meiste Zeit fällt es mir leicht, dass der sanftmütige Anteil das Steuer behält. Doch in manchen Umgebungen, da schau ich zu viel aus dem Fenster, lasse mich ablenken.

Sehe all die anderen möglichen Wege, unterschiedliche Gefährte, die sich anscheinend so problemlos durch den Nebel bewegen oder auf ihren Wegen mehr Spaß zu erleben scheinen.

Und das sind die Momente in denen ich zweifel, an meiner Sanftmütigkeit.

Da kommt die zweifelnde Stimme:


"Vielleicht ist die Härte und Leistungsfähigkeit das Richtige"

"Vielleicht will ich das auch, was andere haben oder was sie zu sein scheinen."


Mit anderen Worten ich gebe mich den schnellen Lösungen hin. Empfindungen, die für mich damit zusammenhängen, sind Scham und Angst davor einen anderen Weg einzuschlagen.

Ich zweifle also daran, dass ich eigentlich weiß, wie ich durch den Nebel komme, weil ich sehe, dass es so viele andere Wege gibt.

Ich zweifle an der Legitimität meines eigenen inneren Wissens.

Sowohl körperlich als auch emotional.

Ich zweifle daran, dass mein Weg zwar nachhaltiger ist, aber mich eben auch nicht so schnell an mein Ziel bringen wird. Und dabei vergesse ich, dass es mir eigentlich auch gar nicht so wichtig ist schnell ans Ziel zu kommen. Weil ich bereits die Erfahrung machen durfte, dass der Moment schöner ist, als die illusorische Zielorientierung.

Der Vergleich wird zum Wachstumshemmer oder wie Søren Kierkegaard beschreibt:


" Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit! "

Vorallem aber ist Vergleichen der Beginn der Unausgeglichenheit in uns.

Etwas stockt, weil wir nicht kongruent mit unseren Werten und nach unseren Bedürfnissen handeln.

Ich vergleiche mich entweder mit der Person, die ich war; die Personen und deren Lebensgestaltung um mich herum oder der Person, die ich unbedingt und schnell sein möchte. Dadurch blockiere ich die Zugänglichkeit zu mir - in diesem Moment.

Wieder einmal zeigt sich, dass alles, was mich von der inneren Sanftheit und einer sanftmütigen Gesinnung ablenkt, mich aus dem Hier und Jetzt herausholt.

Doch auch wenn der Vergleich der Tod des Glücks ist- ist Vergleichen wirklich etwas schlechtes?


Der Vergleich ist ein nicht wegdenkbarer Teil der Wachstumsschmerzen und des Fortschritts.

Hier wird für mich deutlich, dass alle Anteile in uns in Balance leben wollen.

Die Sanftheit und die Härte spielen mit uns das Spiel "Fördern und Fordern".

Durch einen sanftmütigen Vergleich können wir unsere Fortschritte anerkennen.

Diese Balance zu halten ist schwierig.

So scheint manchmal das Fordernde die Überhand zu nehmen.

Durch die eigene Prägung kommen wir dann in den Zwiespalt, wie am besten reagiert wird. Mit Härte oder mit Sanftheit?


Aus diesem Grund braucht es Mut.

Mut zu vertrauen, dass ich bereits weiß, wie schnell ich durch den Nebel fahren möchte und wie viele Pausen ich gerade brauche, weil ich mich auf diesem Wachstumsweg kenne.

Mut in mich reinzuhorchen.

Höre ich bereits die Sanftheit in mir sprechen, die mir leise und zaghafte Vorschläge für die fordernde Situation gibt?


Was ist wirklich in mir? Was ist gerade präsent?


Deshalb ist es so entscheidend, zu verstehen, was Sanftmütigkeit bedeutet und sich mit diesem Wert, der Gesinnung und der Haltung zu verbinden.

Diese Haltung möchte kontinuierlich gewählt werden, wie einen Muskel den wir stärken.


Was kann ich also tun, um meine Sanftmütigkeit zu stärken?


Für mich ist der wichtigste Ansatzpunkt mich immer wieder mit meinem Körpergefühl zu verbinden und auf sanftmütige Art damit in Kontakt zu treten.

Das bedeutet nicht alles zu pathologisieren und zu analysieren, sondern einfach wahrzunehmen. Das ist etwas, was sehr schwer fallen kann und deshalb geübt werden möchte.

Erlaube dir die Kontaktaufnahme zu deinem Körperempfinden zu einem täglichen Ritual zu werden.


Hierbei kannst du dich einfach im sitzen oder liegen auf Körperempfindungen konzentrieren und diese nicht mit Gefühlen benennen sondern mit Beschreibungen wie:

-Kribbeln

-Taubheit

-Kälte/ Wärme ...


Die bewertungsfreie Art uns und unseren Empfindungen zu begegnen, ist das sanftmütigste, was wir üben können. Denn wenn wir beschreiben und beobachten, dann sind wir einfach. Dann lassen wir zu, dass wir Menschen sind, die erleben, denen Gefühle und Gedanken widerfahren. Eine menschliche Erfahrung, die wir alle teilen.


Und wenn wir im Moment bei uns sind, dann fällt uns eventuell auf, dass egal wie fordernd Situationen, Vergleiche und Interaktionen sind, wir uns durch alles tragen und immer uns selbst haben.


Wir gestalten den Moment. Wir gestalten unseren Wachstum.









10 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Wachstum gestalten

Lange Zeit war ich entweder in der Orientierung an der Vergangenheit gefangen oder befand mich in einer Paralyse durch die Fokussierung...

Wachstumsschmerzen

Wachstum erfahren Die Orientierung am Wachstum scheint evolutionsbedingt, gesellschaftlich sowie entwicklungsbedingt in uns verankert zu...

Willkommen im Soft Heart Healing Club

Dieser Blog folgt der Fragestellung: "Was passiert, wenn wir unsere inneliegende Sanftheit authentisch zeigen?" Eine Fragestellung, die...

Comments


bottom of page